Pressemitteilung v. 13.7.09: Stellungnahme zum Landeskulturleitbild

Nach zwei Jahren Diskussion über das neue Kulturleitbild des Landes hat der Landtag dieses nun beschlossen. Allerdings nur in Teilen. Auf konkrete Maßnahmen wurde verzichtet.

Seit 2007 wurde am neuen Kulturleitbild des Landes gearbeitet. Oberösterreichische Kulturschaffende, Kulturinitiativen und Expert_innen waren eingeladen, sich am Diskussionsprozess zu beteiligen. Herausgekommen ist ein umfangreicher Katalog an Zielen und Visionen auf der einen, und den dazugehörigen Perspektiven, Maßnahmen und Projektvorschlägen auf der anderen Seite.

Unter den Maßnahmen im Entwurf des Leitbildes vom Juni 2008 findet sich auch ein Vorschlag der Vertreter des nichtkommerziellen Rundfunks in OÖ: Die 4 Freien Radios und die Linzer Community TV Initiative „matrix“ haben in ihrem Diskussionsbeitrag eine deutliche Erhöhung der bisherigen Förderungen für ihren Bereich vorgeschlagen.

Vor einigen Wochen wurde das Kulturleitbild im OÖ Landtag präsentiert. Beschlossen wurde dabei nur der erste Teil des Entwurfs, nämlich lediglich die Standortbestimmung, Zielsetzungen und Visionen. Über den zweiten Teil, der konkrete Maßnahmen, Perspektiven und Projektvorschläge vorsieht, wurde nicht abgestimmt.

Für die nichtkommerziellen Medien eine völlig unverständliche Vorgehensweise der Landespolitik.

„Wenn die Maßnahmen in der Schublade landen bedeutet das: Es fehlt dem Kulturleitbild an Verbindlichkeit. Ein Kulturleitbild darf nicht nur visionäres Lippenbekenntnis sein. Es muss sich auch in der konkreten Förderpraxis niederschlagen. Genau dafür ist es notwendig, auch konkrete Maßnahmen und verbindliche Arbeitsschwerpunkte zu definieren“, so Veronika Leiner, Geschäftsführerin beim Linzer Radio FRO.

„Die Art und Weise, wie nichtkommerzielle Medien jetzt völlig verkürzt dargestellt werden, geht völlig an der Realität vorbei“, kritisiert auch Mario Friedwagner, Geschäftsführer des Freien Radio Salzkammergut den vom Landtag beschlossenen Teil des Kulturleitbildes.

Vor allem die folgende Formulierung aus dem Leitbild sorgt für Unmut:
„Minderheiten- und Nischenprogramme sollten in der kulturellen Berichterstattung von kommerziellen und nichtkommerziellen Medien ebenso Platz haben wie die Information über große kulturelle Events und Ereignisse. Eine besondere Rolle und Verantwortung kommt dabei dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu.“

„Wer so etwas liest könnte glauben, dass in Freien Radios zu wenig an kultureller Berichterstattung, vor allem für sogenannte Minderheiten- oder Nischenthemen, stattfindet.
Das ist blanker Unsinn. Nirgendwo sonst findet sich eine derartige Vielfalt an kulturellen Inhalten und Themen wie in den Programmen der Freien Radios.“, so Otto Tremetzberger, Geschäftsführer im Freien Radio Freistadt.

Von der Hochkultur bis zu den freien Kulturinitiativen abseits vom Mainstream: Gerade als „Kulturvermittler“ leisten die Freien Radios für den „Kulturstandort Oberösterreich“ Unglaubliches.

Rund 600 ehrenamtliche RedakteurInnen aus allen gesellschaftlichen Bereichen berichten in 4 Freien Radios regelmäßig über die gesamte Vielfalt des Kunst- und Kulturangebotes in OÖ. Vom Punkkonzert in der Linzer KAPU bis zu den Ausstellungen im Freistädter Schlossmuseum. Mit jährlich weit mehr als 5.000 neuproduzierten Kultursendungen brauchen die Freien Radios auch den Vergleich mit dem ORF nicht scheuen.

Im (verkürzten) Kulturleitbild des Landes OÖ wurde dieser enorme Output einmal mehr unterschätzt und zu wenig gewürdigt.

Deshalb und weil die Ausstattung im nichtkommerziellen Rundfunk noch immer völlig unzureichend ist, braucht es nicht nur allgemeine „Visionen“ sondern auch konkrete und definierte Maßnahmen und vor allem Förderungen.

Die Freien Radios und die Linzer Community TV Initiative „matrix“ erwarten sich, dass das Kulturleitbild sich auch in der politischen und der Förderpraxis des Landes OÖ niederschlägt und fordern als eine wesentliche Maßnahme, die Anhebung der Förderung für den nichtkommerziellen Rundfunk auf 600.000 € jährlich (zum Vergleich: Das Jahresbudget des ORF-Senders FM4 betrug bereits im Jahr 2004 6,4 Mio. Euro).

Kontakt:
Otto L.Tremetzberger
otto.tremetzberger (Ät) frf.at
Tel. 0664-9201325